FAZ not amused: „Rassistische Esoterik“

Vier Monate nach Erscheinen von „Wir sind die Guten“ und knapp zwei Monate nachdem Stefan Niggemeier das Buch in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung schon einmal als „lesenswert“ und „Appell für mehr kritischen Journalismus“ gelobt hatte, meldet sich nun die Politikredaktion der FAZ zu Wort. Rezensent Reinhard Veser lieferte in der Printausgabe vom 6. Januar einen Verriss (Überschrift: „Rassistische Esoterik“), der in seinem Eifer und seiner Aufgeregtheit fast schon komisch wirkt – wenn man nicht wüsste, dass ebenjener Reinhard Veser einer der lautstärksten antirussischen Hardliner in der deutschen Presse ist. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts zieht Veser mit Verve in Dutzenden von Artikeln und Kommentaren verbal gegen die russische Politik zu Felde.

Offenbar hat er – wohl zu recht – die Medienkritik in unserem Buch persönlich genommen. Artikel wie dieser vom Juli vergangenen Jahres sind jedenfalls kaum als Ruhmesblatt für sauberen Journalismus zu bezeichnen – eher handelt es sich um eben jene einseitige und tendenziöse Berichterstattung, die aktuell dazu geführt hat, dass etwa zwei Drittel der Deutschen der medialen Ukraineberichterstattung insgesamt nicht mehr trauen.

Veser hatte schon im November 2013 gefordert, dass Putin bei Verhandlungen über die Ukraine „keinen Platz am Tisch“ haben solle – ganz im Sinne all derer, die eine Eskalation des Konfliktes von Anfang an im Sinn hatten und bis heute weiter vorantreiben.

Die inhaltliche Qualität seines jetzigen Verrisses macht vielleicht folgende Passage deutlich, in der er unsere Amerika-Kritik tadelt und anmerkt: „Dabei versteigen sie (die Autoren) sich zu absurden Verschwörungstheorien, in deren Zentrum der in Washington angesiedelte Thinktank ‚Atlantic Council‘ steht. Dieser ist ein in der Tat einflussreiches Diskussionsforum – aber auch nicht mehr.“

Meint Veser. Weitere Belege und Erläuterungen für die Stichhaltigkeit seiner Meinung in dieser Frage enthält der Rezensent allerdings seinen Lesern vor. Das erinnert an das berühmte Diktum von Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung, der vor gut zehn Jahren die Zweifel an 9/11 spürbar genervt mit dem schlichten Satz kommentierte: „Der 11. September war wie er war“. Na gut, dass wir darüber geredet haben …

Derweil lässt das Leserinteresse an „Wir sind die Guten“ kaum nach. Das Buch steht mittlerweile seit vier Monaten ununterbochen in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste. Aktuell haben es bei Amazon 100 Leser rezensiert. 80 von ihnen haben die höchstmögliche Wertung von fünf Sternen vergeben – was die Autoren freut, und den Rezensenten der FAZ wahrscheinlich ungläubig den Kopf schütteln lässt …

Update: Mittlerweile ist der Artikel auch online erreichbar.

 

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