Von lümmelnden Senatoren und anderen Schlampigkeiten

Die Rezensentin Elisabeth Binder widmet unserem Buch aktuell einen flott geschriebenen Verriss. „Wir sind die Guten“ sei „ein journalistisches Projekt, das an seinem Ehrgeiz scheitert“. Zwar lese es sich „sehr flüssig und kurzweilig“, doch das wiege die Fehler nicht auf. So wird bemängelt, das Buch enthalte „relativ wenig Hintergrundmaterial“ und insbesondere zu wenige Fußnoten, mit deren Hilfe der Leser sich tiefer mit der komplexen Materie vertraut machen könne. Nun haben die Autoren diesbezüglich noch einmal den Anhang ihres Werkes studiert und finden dort auf 10 Seiten ausgebreitet insgesamt 127 Verweise auf weiterführende Literatur und verwendete Quellen – für die Rezensentin offenbar bei weitem nicht genug Lesestoff.

Zum Inhalt heißt es, dass zwar unsere Medienkritik berechtigt sei, aber, großer Minuspunkt an die Autoren: „Allerdings verlassen sie sich auch hier hauptsächlich auf die Forschungsergebnisse anderer als auf eigene Recherchen.“ Das ist natürlich ein großer Makel. Wo kämen wir denn da hin, wenn Journalisten bei Ihrer Medienkritik vor allem die Forschungsergebnisse von anderen Medienwissenschaftlern zitieren – und nicht erst einmal selbst Jahre lang forschen? Wahrlich skandalös.

Aufgefallen ist der Rezensentin auch, dass bei den Leserkommentaren auf unserem Blog „kein einziger negativer Kommentar“ zu finden sei, was ihr Misstrauen weckt. „Kann das Zufall sein?“, so fragt sie raunend. Natürlich, diese verdächtigen Putinversteher sind wohl eben doch Agenten Moskaus, die üble Zensur auf ihrem privaten Blog ausüben … Dass von den mittlerweile 150 Leserrezensionen bei Amazon gut 80 Prozent fünf Sterne vergeben haben, ist in dieser Sichtweise wahrscheinlich nur ein weiterer Beleg für Manipulationen …

Zur inhaltlichen Ausrichtung des Buches meint die Rezensentin hellsichtig: „Insgesamt scheint es in vielen der Thesen eine gewisse inhaltliche Nähe und Überlappung zum Gesamtwerk des US-Journalisten William Engdahl zu geben, der aber nur an genau einer Stelle erwähnt wird.“ Oh ha, verschweigen da etwa die Journalisten ihren geheimen Einflüsterer? Nun ist Engdahl sicherlich einer der bekannteren Kritiker neoimperialer (US-)Politik, doch tauchen in den erwähnten 127 Fußnoten auch noch Dutzende weiterer Autoren auf, deren Überlegungen uns erwähnenswert schienen.

Die Rezensentin weiter: „Sehr ärgerlich ist, wie die Autoren an einigen Stellen schlampig-tendenziös formulieren, wenn die Argumente etwas zu dünn geraten. Da ‚lümmeln‘ Senatoren ‚entspannt in hohen Ledersesseln‘ (S. 97), wenn es darum geht die Stimmung im Auswärtigen Ausschuss des US Senats zu beschrieben. An anderer Stelle wird mit unfachmännischem Psychologisieren das Verhalten von einigen US Politikern und Politikberatern zu erklären versucht.“

Na gut, der Kritikpunkt Majestätsbeleidigung sei akzeptiert. Das entspannte Sitzen amerikanischer Millionäre im US-Senat als „Lümmeln“ zu bezeichnen, ziemt sich wirklich nicht für den braven Untertan. Und „unfachmännisches Psychologisieren“ ist natürlich auch nicht in Ordnung, zumal von Autoren, die nicht einmal einen medizinischen Abschluss haben …

Die Grundidee unseres Buches, so die Rezensentin, sei im Übrigen „schnell erzählt“:

Die USA mit ihrem deklarierten Willen zur „full spectrum dominance“ (eine real existierende, aber von Experten als ebenso unrealistisch eingeschätzte, US-Militärdoktrin, ähnlich wie anno dazumal SDI), also zur Unterwerfung der Welt unter ihre militärisch-politisch-wirtschaftliche Kuratel, provozieren eine Destabilisierung der Ukraine als Mittel zum Zweck, um das rohstoffreiche Russland, das unter der starken Hand Putins aus dem Würgegriff der Oligarchen befreit wurde, unter Druck zu setzen und unter den Einfluss der eigenen Machtsphäre zu bringen, um an billige Rohstoffe zu gelangen. Und, wie der Untertitel des Buches andeutet: Die Medien spielen (zu) eifrig mit.

Das ist eigentlich ganz gut zusammengefasst, wie wir finden. Nur der Einschub, die Strategie der Full Spectrum Dominance sei zwar „real existierend, aber von Experten als ebenso unrealistisch eingeschätzt“ – die teilen wir nicht. Ganz im Gegenteil, diese Strategie, so befremdlich sie erscheinen mag, wird aktiv und mit großer Verve verfolgt.

Gerne hätten wir uns mit der Rezensentin Elisabeth Binder näher darüber ausgetauscht, doch eine Anfrage nach den Kontaktdaten bei dem Online-Magazin, dass ihren Text veröffentlichte ergab nur die bedauerliche Auskunft, Frau Binder habe die Herausgeber nach Rücksprache gebeten, „ihre E-Mail Adresse nicht weiterzugeben, sondern vertraulich zu behandeln“. Offenbar scheut die Rezensentin einen offenen Austausch der Argumente. Schade.

Schreib einen Kommentar